Starke und tröstende Schultern

"Waschmaschinen machen das Leben nicht leichter." - Bild: Melanie Kümmerle

aus "die kleine" Ausgabe November/Dezember 2012 von Melanie Kümmerle

Die Mitarbeiter der Umzugsfirma "Die Helfende Hand" sind für die Bedürfnisse von Senioren sensibilisiert

Samstagmorgen halb acht in Tübingen. Schnellen Schrittes sprintet ein Mitarbeiter der Umzugsfirma „Die Helfende Hand“ die 45 Stufen vom Umzugswagen bis zur Haustür des Kunden hinauf. Eben diese sind der Grund, warum Inge S. (79) und ihr 86-jähriger Mann ihre Wohnung in Hanglage verlassen und ins Betreute Wohnen im Luise-Wetzel-Stift, ebenfalls in Tübingen, umziehen. Wie viele Senioren wollen sie barrierefrei wohnen und die wichtigsten Geschäfte wie Bäckerei, Metzgerei und die Bank in der Nähe haben. Dennoch ist das Verlassen der eigenen Wohnung für Senioren oft kein einfaches Unterfangen. „Oft fließen viele Tränen und eine tröstende Schulter wird benötigt“, erklärt Horst Hoffmann. „Auch dafür sind wir da“, versichert der Inhaber des Umzugservices, der für die Bedürfnisse von Senioren sensibilisiert ist.

Jeder packt mit an

Während sich die Wohnung nach und nach leert, indem Schränke und Möbel auseinander gebaut und verladen werden, packt das Team mit den Angehörigen Bücher, Vasen und Geschirr in Kartons, die von der Firma ausgeliehen werden. Diese werden, entsprechend ihrer zukünftigen Lage, beschriftet und so verpackt, dass sie pro Karton nicht mehr als 30 Kilo wiegen. „Normalerweise machen wir das immer ein bis zwei Tage vorher und auch die Umzüge finden wochentags statt, aber in diesem Fall wollten die Angehörigen beim Verpacken mit dabei sein“, so Hoffmann. Daher dauert dieser Umzug auch länger als gewöhnlich, nämlich über acht Stunden. Ganz zum Schluss wird der sogenannte Abschlag, die großen Schrankteile, die sich nicht in kleinere Einzelteile zerlegen lassen, abgebaut. In der neuen Wohnung wiederum sind diese Schrankwände, entsprechend der Verladung, das Erste, was aufgebaut wird. Beim Abbau eines dieser Schränke kam ein ganz besonderes Fundstück zutage. Ein Bündel mit Fünfund Zehn-Mark-Scheinen hatte sich zwischen den Schrankwänden versteckt. Insbesondere die sehr schwere Waschmaschine und den Kühlschrank unfallfrei in den LKW zu bekommen, ist an diesem Morgen kein einfaches Unterfangen für die Mitarbeiter. Viel Kraft und Ausdauer sind hierbei gefordert. „Normalerweise würden wir ja unseren Aufzug benutzen, den man direkt unter das Fenster der Wohnung stellen kann. Dies ist aufgrund der besonderen Wohnlage hier leider nicht möglich“, bedauert Karsten Lössl. So müht sich also das fünfköpfige Team wieder und wieder, Stufe um Stufe den langen Weg vom Laster zur Wohnung rauf und runter.

Leckereien erhöhen die Arbeitsmoral

„Wenn man zwischendurch eine kleine Stärkung zur Verfügung gestellt bekommt, motiviert das gleich umso mehr“, erläutert Hoffmann. Dieses Mal konnte sich die Gruppe über schwäbische Mutscheln und Butterbrezeln, sowie Weihnachtsplätzchen, Most und Orangensaft freuen. Was nicht mitgenommen werden kann, wie Kommoden, wird in der nächsten Woche vom Umzugsservice in Containern entsorgt.

„Nee, ne Pause wird jetzt nicht gemacht“

Nachdem alles eingeladen ist, geht es direkt weiter zur neuen Wohnung. Sofort beginnt das Ausladen und Einräumen. Die Zwei-Zimmerwohnung befindet sich im Erdgeschoss. Mit sogenannten „Hunts“, kleinen Rollbrettern, werden die Kartons transportiert. Die auseinandergebauten Möbel, wie unter anderem das Bett, werden wieder zusammengeschraubt und die Lampen an der Decke angebracht. Da die Kunden einen Teil der Kartons selbst einräumen wollen, endet um 16 Uhr ein arbeitsreicher Umzug. Nicht ohne, dass es zum Dank noch ein kleines Trinkgeld gibt.


Die Helfende HandKolumbusstr. 13, 71063 SindelfingenTelefon: +49 (0) 7031 43 66 90